Zu wenig Geld für gewaltbetroffene Frauen ohne Lobby

Pressemitteilung des Vereins „Frauen helfen Frauen Fürstenfeldbruck e.V.“ zum Weltfrauentag (7.3.2019): Anlässlich des Internationalen Frauentages resümiert der Verein: Alle Einrichtungen arbeiten am Rande der Kapazitätsgrenzen. Viele Schutzsuchende müssen abgewiesen werden. Jedes Jahr treten Frauen weltweit am 8. März für ihre Rechte und für ein Leben frei von Gewalt ein. Sie erhalten dabei mittlerweile Rückenwind von der Istanbul-Konvention. Das Übereinkommen des Europarats benennt Gewalt gegen Frauen und Mädchen als eine Hauptursache für die mangelnde Gleichberechtigung und fordert umfassende Maßnahmen zum Schutz vor Gewalt und vor Diskriminierung. Im Landkreis Fürstenfeldbruck setzt sich der Verein Frauen helfen Frauen FFB seit 35 Jahren gegen Gewalt an Frauen ein. Barbara Kistler, Vorstandsfrau von Frauen helfen Frauen e.V.: „Ein Blick in die Statistik all unserer Einrichtungen zeigt: Der Bedarf an Beratung ist gleichbleibend hoch. Frauen, die Gewalt erlebt haben, brauchen unkomplizierte und schnelle Unterstützung. All unsere Einrichtungen arbeiten jedoch am Rande ihrer Kapazitäten. Nur dank des hohen Engagements der Festangestellten und Ehrenamtlichen können wir die vielen Anfragen bewältigen.“ Nicht allen Hilfesuchenden konnte jedoch geholfen werden: Im Jahr 2018 haben sich an das Frauenhaus auf der Suche nach einer Zufluchtsstätte insgesamt 249 Frauen gewandt – nur 17 von ihnen konnten aufgenommen werden. 75 Betroffenen musste wegen Vollbelegung abgesagt werden, 157 musste aus anderen Gründen der Einzug in das Haus verwehrt werden, zum Beispiel weil es keine Finanzierung für ihren Platz gab. Ein Aufenthalt im Frauenhaus wird in der Regel von Jobcenter oder Sozialamt getragen – in vielen Konstellationen jedoch nicht. Auch die beiden ambulanten Beratungsstellen des Vereins verzeichnen gleichbleibend hohe oder sogar steigende Zahlen: Die Interventionsstelle Opfer häuslicher Gewalt hat im Jahr 2018 insgesamt 62 Betroffene häuslicher Gewalt unterstützt – in etwa so viele wie im letzten Jahr. In 35 Fällen wurden diese von einer der Polizeidienststellen des Landkreises vermittelt, in sechs Fällen vom Jugendamt. Der Frauennotruf hat im letzten Jahr 165 gewaltbetroffene Frauen, 31 unterstützende Bezugspersonen und 91 Fachkräfte beraten. Dabei hat sich die Anzahl der Nachfragen von Fachkräften im Vergleich zum Vorjahr mehr als verdoppelt – dies zeigt, dass Fälle zunehmend komplexer werden. Insgesamt gab es 637 Beratungskontakte. In 42% war häusliche Gewalt die Thematik der Beratung, bei 24% sexualisierte Gewalt.
Erschreckende Fakten – publiziert von „netzfrauen.org“: In Deutschland wurde 2017 jeden zweiten bis dritten Tag eine Frau von ihrem Partner oder ihrem Ex umgebracht. So sieht es in Deutschland aus, und jeden Tag gibt es eine versuchte Tötung! Der BKA-Auswertung zufolge wurden im letzten Jahr fast 140.000 Fälle von Gewalt in der Partnerschaft angezeigt. Doch wie viele Gewalttaten geschehen in Deutschland hinter verschlossenen Türen, wo Frauen sich nicht trauen zur Polizei zu gehen oder abgewiesen werden? Bei Vergewaltigung und sexueller Nötigung in Partnerschaften sind die Opfer zu fast 100 Prozent weiblich, bei Stalking und Bedrohung in der Partnerschaft sind es fast 90 Prozent.
Partnerschaftsgewalt – Kriminalstatistische Auswertung: Gewalt gegen Frauen hat viele Gesichter – und sie findet häufig in Beziehungen statt. Das BKA erstellt seit 2015 kriminalstatistische Auswertungen zur Partnerschaftsgewalt in Deutschland. Die Berichte finden Sie hier.
Gewalt gegen Frauen: sie passiert täglich und in allen Kontexten. Frauen erfahren zu Hause, am Arbeitsplatz, in der Öffentlichkeit und im Internet Gewalt. Das Ausmaß dieser Gewalt zeigt ein neuer Bericht der Agentur der Europäischen Union für Grundrechte (FRA), der die Ergebnisse der weltweit größten Erhebung über Gewalt gegen Frauen vorstellt. – Das „Netzfrauen.org“-Portal kommt zum Ergebnis: „Es ist für uns Frauen kein Geld da. Das sehen wir auch tagtäglich in den Jugendämtern. Das dortige Personal ist überlastet und auf Hilfe wartet man vergebens. Denn häusliche Gewalt bedeutet auch, dass Kinder leiden.“
Kontakt: Frauennotruf und -beratung Fürstenfeldbruck, Frauen helfen Frauen FFB e.V., Am Sulzbogen 56, Fürstenfeldbruck, Telefon: 08141-290850, E-Mail: frauennotruf@fhf-ffb.de, Website: http://www.fhf-ffb.de und mit vielen Infos www.frauen-gegen-gewalt.de