8. Mai: Erinnerung ans Ende der NS-Herrschaft

Im Zusammenhang mit der Meldung der Brucker SZ vom 15.4.20: „Zweiter Weltkrieg: Weiße Fahnen. Künstler Guido Zingerl fordert Erinnerung an Ende der NS-Herrschaft“ hat das Bündnis „FFB ist bunt – nicht braun“ eine Erklärung als Aufruf an die Brucker Bevölkerung verfasst:
»Spätestens seit den 70-er-Jahren wurde in der Bundesrepublik auf politischer Ebene darüber debattiert, den 8. Mai als „Tag der Befreiung“ und nicht als „Tag des Kriegsendes“ oder als „Tag der Kapitulation“ in der Erinnerungskultur zu verankern. Da es heftigen Gegenwind aus konservativen und rechten Kreisen gab, dauerte es noch bis 1985, bis endlich von höchster Stelle in der BRD, nämlich vom damaligen Bundespräsidenten Richard von Weizäcker, die entscheidenden Worte gesprochen wurden. Was Weizsäcker sagte, war nicht komplett neu. Alles war zuvor bereits gesagt worden. Sein Verdienst war es, auf die richtige Weise zusammenzufassen, versöhnlich nach außen und nach innen und ohne Pathos vorzutragen – und den Augenblick zu nutzen, der sich ihm in seiner Funktion als Bundespräsident bot: „Der 8. Mai (1945)war ein Tag der Befreiung. Er hat uns alle befreit von dem menschenverachtenden System der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft“ … „wir haben allen Grund, den 8. Mai 1945 als das Ende eines Irrweges deutscher Geschichte zu erkennen, das den Keim der Hoffnung auf eine bessere Zukunft barg“ (Richard von Weizsäcker, Rede zum 8.Mai 1985).
Tag der Befreiung heißt Befreiung von der nationalsozialistischen Herrschaft, genauso wie die Befreiung der politisch und rassistisch Verfolgten, der KZ-Häftlinge, der Zwangsarbeiter*innen und Kriegsgefangenen, der Kriegsdienstverweiger*innen und Widerstandskämpfer*innen. Für die nationalsozialistischen Verbrecher, Mitläufer*innen und Sympathisanten war es dagegen Zusammenbruch, Niederlage und Ende ihres mörderischen Unterdrückungs- und Gewaltsystems.
In jüngster Zeit ging die Initiative, den Tag der Befreiung als gesetzlichen Feiertag festzulegen von Esther Bejanaro, einer Holocaustüberlebenden, aus. Auch der DGB fordert dies bereits seit 2018 in einer Erklärung. Ebenso im Bundestag wird darüber diskutiert, in Berlin ist der 8. Mai in diesem Jahr einmalig ein Feiertag. (https://www.stern.de/politik/8–mai-ein-feiertag–untersuetzung-fuer-idee-zum–tag-der-befreiung–9112540.html – Quelle: „Die Zeit“).
Als Bündnis Fürstenfeldbruck ist bunt – nicht braun! schließen wir uns zusammen mit dem Fürstenfeldbrucker Maler Guido Zingerl der Idee des Münchner Aktionskünstlers Wolfram Kastner an: Wir fordern die Bürgerinnen und Bürger im Landkreis auf, ab dem 29. Mai, als amerikanische Truppen 1945 begannen, den Landkreis Fürstenfeldbruck einzunehmen, weiße Fahnen oder weiße Betttücher, evtl. beschriftet mit „75 Jahre Tag der Befreiung – 8. Mai 2020“ gut sichtbar aus ihren Fenstern oder über Zäune auszuhängen. Gerade in diesem Jahr, wo es nicht möglich ist, gemeinsam Aktionen zu diesem Anlass durchzuführen, würden wir uns freuen, wenn sich sehr viele daran beteiligen und zusammen mit uns ein deutlich sichtbares Zeichen für Frieden, Menschlichkeit und Demokratie setzen. Zu wünschen wäre auch, dass sich wie in München ganze Städte und Gemeinden offiziell dieser Aktion anschließen.
Weitere Ideen z.B. auch zu musikalischen Aktionen sind erwünscht.
Margot Simoneit, für das Bündnis „FFB ist bunt – nicht braun!“ – www.ffbbunt.wordpress.com