Brucker Stadtrat will Nazi-Straßennamen behalten
Bericht im Brucker Tagblatt vom 23.4.: Bündnis „Bruck ist bunt“ spricht sich für neue Straßennamen aus.
Quelle: www.merkur.de/lokales/fuerstenfeldbruck/fuerstenfeldbruck-ort65548/buendnis-bruck-ist-bunt-spricht-sich-fuer-neue-strassennamen-aus-9806750.html
Bericht im Brucker Tagblatt vom 26.4.: Nach mehrjähriger Debatte hat der Stadtrat eine Änderung von Straßennamen, die durch die NS-Zeit belastet sind, pauschal abgelehnt. Er wird sich mit dem Thema aber weiterhin befassen müssen.
Quelle: www.merkur.de/lokales/fuerstenfeldbruck/fuerstenfeldbruck-ort65548/stadt-fuerstenfeldbruck-lehnt-aenderung-von-strassennamen-ab-9818823.html
Bericht in der Brucker SZ vom 26.4.: NS-belastete Straßennahmen. Trauerspiel mit Fortsetzung. Warum es falsch ist, dass der Fürstenfeldbrucker Stadtrat weiterhin Straßen nach NS-Tätern benannt haben will.
Quelle: www.sueddeutsche.de/muenchen/fuerstenfeldbruck/strassennamen-trauerspiel-mit-fortsetzung-1.3958383
Sieg der Schilderbürger!
Ein paar Anmerkungen vom “Bündnis FFB ist bunt – nicht braun” zum „Brucker Schildersturm im Wasserglas“:
Bei Mitgliedern der Rathausparteien herrscht mehrheitlich die Meinung vor: Nazi-Straßennamen muss man nicht umwidmen (z. B. gegen Namen ihrer Opfer austauschen). Es genüge dem Straßenschild ein weiteres hinzuzufügen, auf dem die Kollaboration des Namensgebers mit dem Naziregime kenntlich gemacht ist.
Die Gegner einer Umwidmung unterstützen zwar die Forderung „Gegen das Vergessen“, übersehen jedoch, dass jenen, denen das Vergessen, das Verschweigen und Verharmlosen ein politisches Anliegen ist, ein energischer Strich durch die Rechnung gemacht werden muss. Diese Zeitgenossen argumentieren stattdessen an der Sache vorbei. Sie führen u. a. unpassende Geschichtsvergleiche an, aus denen kuriose Folgerungen gezogen werden.
So glauben einige, mit der Namensbeibehaltung könne man an die leidvolle deutsche Geschichte erinnern und an das Elend, für das auch die Genannten verantwortlich waren. Dazu benötigt man aber keine Straßenschilder, sondern gezielte Bildungsmaßnahmen. Manche behaupten sogar, damit wäre eine „Läuterung“ durch „historische Betrachtung“ möglich, denn dem Unrechtsregime sei doch mit demokratischen Mehrheiten ein demokratischer Staat gefolgt. Doch die Rechtsentwicklung in ganz Europa lässt keine nachhaltige „Läuterung“ erkennen, sondern eine Rückkehr von Dummheit und Verrohung.
Zwar kann man sagen, eine Zweitbeschilderung prangere an, aber „historische Betrachtungen“ und „demokratisches Denken“ stellen sich mit ihnen nicht spontan ein.
Einige Gegner bestreiten, mit der Namensnennung würde eine Ehrung der genannten Personen stattfinden. Diesem Argument fehlt eine ernsthafte Grundlage. Straßennamen üben einen auf Dauer angelegten Einfluss auf die Historie und das Gedächtnis, Erinnerungskultur genannt, einer Gemeinde/Stadt aus, der auf Akzeptanz und Respekt baut. Beides trägt grundsätzlich den Charakter einer Ehrung in sich. Ein aufklärendes Zweitschild mag sie relativieren, indem über den politisch-extremistischem Hintergrund aufgeklärt wird. Egal wie groß es ist, zurückgenommen wird die Ehrung dadurch nicht und die notwendige Gegenpositionierung bleibt gänzlich aus.
Darf man auch nur einem einzigen Straßenbewohner zumuten, in einer Straße mit Nazinamen wohnen zu müssen, wenn er das nicht akzeptieren kann? Wer wird auf diese Weise gewürdigt und wer herabgewürdigt?
Anscheinend setzte sich die Ansicht durch, manche Namensgeber wären „nicht so schlimm“ gewesen, hätten auch Gutes getan. Damit wurde der Versuch alle belasteten Straßennamen umzuwidmen von vornherein unterbunden. Diese Unterstellung ist so sinnfrei wie die wahrheitswidrige Geschichtsklitterung, Hitler habe auch Autobahnen gebaut und damit die Arbeitslosigkeit bekämpft. Besonders daneben war der Hinweis, Hindenburg habe Hitler zum Reichskanzler gemacht, weil er ein Tattergreis war, was ihn entschuldige. Man wünscht sich, dass manche Stadträte weniger Bier trinken.
Manche Gegner einer Umwidmung gehen soweit, sie polemisch als „Schilderstürmerei“ zu verketzern, die extremistische Züge habe oder doch hervorrufen könne. Erinnert wird dabei an die historischen, religiös motivierten Bilderstürmer. Die begründeten ihr Tun damit, dass Bilder vom Inhalt ablenken und die Konzentration auf das Wesentliche (Gott) stören. Setzt man anstelle des Wortes „Bilder“ das Wort „Schilder“ ein, wird kein vernünftiger Sinn erkennbar. Und eine Diskussion über „Stürmerei“ dürfte in Städten, in denen Umwidmungen stattfanden, auf kein Verständnis ihrer Bewohner stoßen. Der „Extremismus“-Argwohn löst, so die Absicht, einen abwertenden Impuls aus. Zur Unterstützung dieser schrägen These den Machtpolitik- und NATO-Befürworter Josef Joffe (ZEIT-Herausgeber) heranzuziehen, mutet abenteuerlich an.
Statt dessen käme es darauf an, öffentlich Gegenposition zu beziehen, um extremistischem Denken und Handeln vorzubeugen: für Frieden, Demokratie und Menschenwürde und darauf gründend für eine konsequente Straßenumbenennung. Weshalb bringen Stadträte im Jahr 2018 diese Courage nicht auf?
Man will beide Seiten ruhig stellen: Die Uneinsichtigen behalten die Nazivergangenheit in ihren Straßennamen und die Umsichtigen bekommen ergänzende Schilder vor die Nase gehängt.
Am Ende siegten die Schilderbürger. Der „Sturm im Brucker Wasserglas“ war ein Spuk, weil zu wenig Sauerstoff in den Köpfen war.
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Der Psychoanalytiker und Psychiater Dr. Hans-Joachim Maaz sagt: „Wahrheit ist die größte Gefahr, mit der eigenen Fehlentwicklung konfrontiert zu werden, die ja in aller Regel mit vermeintlich guten Argumenten heftig verteidigt wird.“
Eine Schande für den Stadtrat und für die Stadt Fürstenfeldbruck.
Alle waren sich einig darüber, das in der heutigen Zeit niemand mehr Straßen nach diesen Personen benennen würde. Dann aber auch die Konsequenz zu ziehen, die Namen umzubenennen und die Fehlentscheidung aus dem Jahr 1962 zu korrigieren, dazu hat es nicht gereicht. Wir ehren also als Große Kreisstadt Fürstenfeldbruck im Jahr 2018 immer noch Naziverbrecher und Wegbereiter dieses verbrecherischen Systems mit Straßennamen. Angesichts der Millionen Todesopfer sind erklärende Zusatzschilder pure Heuchelei.
An ihren Taten sollt ihr sie messen! Wenn wir also am 27. Januar wieder des KZ-Todeszuges am Mahnmal in der Dachauerstraße gedenken, sollten alle die, die sich für Nazistraßennamen eingesetzt haben, vor Scham in den Boden versinken. Gemäss Abstimmung sind dies:
OB Erich Raff, Andreas Lohde, Herwig Bahner, Erhard Baumann, Albert Bosch, Karl Danke, Willi Dräxler, Markus Droth, Peter Glockzin, Simone Görgen, Franz Höfelsauer, Beate Hollenbach, Dr. Georg Jakobs, Martin Kellerer, Dieter Kreis, Franz Neuhierl, Michael Piscitelli, Dieter Pleil, Klaus Quinten, Johann Schilling, Georg Stockinger, Jens Streifeneder, Dr. Andreas Ströhle, Irene Weinberg, Dr. Klaus Wollenberg.